Arbeiten an der Kolkbrücke

Dannenberg
Marschtorstraße
Datum: 18. Oktober 1950
Zeitraum: 1946 - 1960

Bildunterschrift zu diesem Foto am 18.10.1950 in der Zeitung "Allgemeiner Anzeiger":

"Mit Winden wurde die alte Brücke gehoben, verlängert und wieder eingesetzt, damit die Bauarbeiten trotz des Verkehres weitergehen können."

...und der Bericht:

"Brückenbau bei ungehindertem Verkehr
Nur zweimal 12 Stunden Sperre — Auf der Jeetzel fährt eine Feldbahn

An der Baustelle der Dannenberger Kolkbrücke herrscht jetzt ein rühriges Treiben. Die Technik feiert Triumphe, denn bis auf zweimal zwölfstündige Sperren wird der ganze Bau bei fortlaufendem Verkehr durchgeführt. Während nach wie vor über die alte Brücke Lastwagen rumpeln und Fahrräder sich zwischen Pkws durchschieben, während die Fußgänger über den neugelegten Notsteig vom Westteil in den Ostteil der Stadt hinüberwechseln und umgekehrt, rattern darunter die Kompressoren, knirschen Winden, rollen Loren.

Während der ersten Sperrung wurde das westliche Ende der Brücke um ein Fach verlängert. Das war notwendig, weil sich die Auflage der jetzigen Brücke noch in der Baugrube der neuen Brücke befindet.. Der Bohlenbelag der Auffahrt wurde abgerissen und der höchste Teil der Neigung entfernt. Mit Winden wurde die Brücke dann um etwa 20 cm aus ihrer Auflage herausgehoben, diese entfernt, das neue Fach in einer Länge von etwa 3 Metern angefügt und wieder auf die verlegte Auflage gesenkt. Der Überqang auf die Anfahrt wurde dadurch bewerkstelligt, daß die neue Auflagestelle um 10 cm tiefer gelegt, wurde.

Dicht unter dem Wasserspiegel der Jeetzel ist an dem Harsteschen Grundstück entlang eine Bühne gebaut worden für eine kleine Feldbahn. Beim Abbruch der alten Widerlager vermittels Kompressoren müssen Schuttmassen und 200 Kubikmeter Boden auf Loren fortgeschafft werden. Die alten Pfahlreste werden bis auf einen halben Meter Tiefe unterhalb der neuen Brückengründung entfernt. Der technisch interessanteste Vorgang wird dann das Einsetzen der Senkkästen mit Druckluft sein. Alle ineinandergreifenden Arbeitsvorgänge erfordern statisch genaueste Berechnungen. Die eigentliche Gründung der neuen Brücke wird von der Firma Dr. Papproth-Winsen vorgenommen, der Bau der Widerlager und des übrigen Bauwerks bis zur Brückentafel von der Firma Läer, Lüneburg.

Die neue Kolkbrücke wird als Klasse 1 eine Tragkraft von 40 Tonnen haben. Leider kann sie nach ihrer Fertigstellung noch nicht in voller Breite ausgenutzt werden, weil bis zur Durchführung der begradigten Fluchtlinie der Verkehr um die weit vorspringenden Fronten der Häuser Gaebel und Kranz herumgeführt werden muß. Die neue Brückenbahn wird deshalb, bis diese Häuser abgebrochen werden können, auf Kosten des Bürgersteiges nach der anderen Seite ausgedehnt werden müssen. Der Fußsteig wird auf der Südseite an seiner schmalsten Stelle nur 1,10 Meter breit sein. Als Provisorium ist das die am wenigsten störende Lösung.

In dem alten Widerlager befindet sich ein Granitquader mit der eingehauenen Jahreszahl 1712. Er ist der einzige Stein, der in den neuen Brückenbau übernommen werden wird, denn er soll, zusätzlich beschriftet mit dem Zerstörungsjahr 1949 (?) und dem Neubaujahr 1950, in das neue Widerlager eingebaut werden, um einmal unseren Nachfahren Kunde abzulegen von der Geschichte der Dannenberger Kolkbrücke."
Autor/-in:  Kurt  Schmidt (tt)
Quelle:  Axel  Schmidt
Nutzungsrechte: Eine kommerzielle Nutzung der Fotos von Axel Schmidt und seinem Vater Kurt Schmidt (tt) ist nur mit vorheriger Genehmigung durch Axel Schmidt gestattet. Kontakt per E-Mail: axel.schmidt1@t-online.de
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