Blick vom Amtsturm auf die überschwemmten Wiesen im Süden

Lüchow
Datum: März 1956
Zeitraum: 1946 - 1960

Eine Foto, das die großen Probleme mit der Jeetzel bei Hochwasser bis zur Kanalisation um 1960 sehr gut dokumentiert. Vorne bei dem großen Baum zweigen von der Drawehner Jeetzel die Burgmühlenjeetzel und der Probsteigraben ab. Von dieser "Kreuzung" ist auf dem Bild fast nichts mehr zu erkennen.

Die Bildunterschrift zu dieser Aufnahme lautete:

Eine einzige Wasserfläche ist das Jeetzeltal von Lüchow bis zur Zonengrenze geworden. Selbst der untere Teil des Lüchower Amtsgartens wird von den Fluten umspült. Vom Amtsturm aus erhält man ein eindrucksvolles Bild von der Frühjahrs-Überschwemmung. Auch in nördlicher Richtung blinken Wasserflächen bis an den Horizont.

Dazu die Berichterstattungen in der EJZ vom 7.3.1956:

Müggenburg. Das Hochwasser hat alle tiefer gelegenen Flächen überschwemmt und tritt stellenweise dicht an die Höfe heran, so daß Kleinviehställe geräumt werden mußten.

und am 12.3.1956:

Lübbow. Für die Niederungswiesen an der Zonengrenze ist der Zustand der Überschwemmung nun schon beinahe normal, und es wird davon kaum noch Notiz genommen. Die Überschwemmungen in diesem Jahr übertreffen jedoch selbst den Hochwasserrekord des Frühjahrs 1950. Das Wasser hat, nachdem seit etwa 24 Stunden kein weiterer Anstieg zu beobachten war, den Taegeschen Saal erreicht und steht wenige Meter vor den ersten Häusern des Dorfes. Die Keller bis weit in das Dorf hinein stehen unter Wasser.

Zwischen der Eisenbahn- und der Straßenbrücke an der Zonengrenze ist der Grenzgraben so überschwemmt, daß beiderseits nichts von den Ufern zu sehen ist. Auch die Ländereien in der Ostzone sind von dem Schmelzwasser in diesem Jahr stark heimgesucht Die Wiesen und Äcker zwischen Hoyersburg und der Buchhorst, südlich Blütlingen, sind fast genauso überschwemmt wie unsere Niederungswiesen. (jh.)

Und weil es einfach so schön passt, hier noch eine Anekdote aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, abgedruckt im "Allgemeiner Anzeiger" vom 2.11.1940:

"Keller-Schultz", der sich persönlich viel um die neue Zeitung kümmerte und ihr auch manchen Schriftsatz lieferte, weilte eines Tages in der Druckerei in dem Augenblick, als die Zeitung im Satz fertig gestellt werden sollte; der Setzer klagte ihm seine Not, daß im Inseratenteil noch 5 Zeilen zum Füllen der Spalte fehlten. Schultz, dem der Schelm im Nacken saß, schrieb schnell eine kleine Anzeige auf: "Ein großer Spiegel ohne Glas und Rahmen ist billig abzugeben. Zu besehen auf dem Ratskeller". Brauer Flügge, der am Nachmittag die Anzeige gelesen hatte und irgend ein Versehen vermutete, kam zum Keller, um den merkwürdigen Spiegel zu besichtigen. Schultz führte ihn von Treppe zu Treppe, von Stockwerk zu Stockwerk, auf den Boden hinauf, immer höher, und als der wohlbeleibte Flügge stöhnend sich bis zum Turm des Rathauses hinaufgequält hatte, zeigte Schultz ihm die überschwemmte Umgegend Lüchows mit den Worten: "Nachbar Flügge, diesen Wasserspiegel gibt Lüchow gerne ab". Flügge ging lachend fort, schwor aber blutige Rache. In jeder neuen Viertelstunde kam aus Flügges Gaststube ein anderer Bauer auf den Keller, um den schönen, billigen Spiegel zu besehen: "Herr Flügg hatt mi davon so völ Schönes seggt'. Als der fünfte Bauer dagewesen war, setzte Schultz seine Mütze auf und verschwand durch die Hintertür zum Schützenplatz, um seine Rosenstöcke zu beschneiden.

Zu der Thematik passt auch die ID 25478 sehr gut.
Autor/-in:  Kurt  Schmidt (tt)
Quelle:  Axel  Schmidt
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Hochwasser
Archiv-ID: 57078
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