Gerhard Schröder bei der Eröffnung des Zehntspeicher als Kunstgalerie

Quarnstedt
Datum: 9.9.1989
Zeitraum: 1981 - 1990

Montag, 11. September 1989
ELBE-JEETZEL-ZEITUNG:
Ein Fest für Kunst im Kornspeicher
Westwendischer Kunstverein eröffnet Quarnstedt-Ausstellung
„Wer hierher kommt und verschließt sich der Schönheit, dem kann ich nichts mehr nachempfinden“, war denn auch einer der persönlichen Bekenntnissätze, zu welchen der Festredner des Abends, SPD-Landtagsfraktionschef Gerhard Schröder, vom unmittelbar faszinierenden Ausdruck der Ausstellung angeregt wurde. Schröder sprach von seiner Angst, das „Minderheitenprogramm“ Kunst könne in einer Zeit der rein ökonomischen Ausrichtung der Interessen von der Politik gegen Erfordernisse sozialer Aufgaben ausgespielt werden. Dagegen setzte der Politiker eine Aufforderung zur Aneignung von künstlerischen Positionen und ein Plädoyer für die Herausforderung durch Kunst, die elitär im Sinne von „einzigartig“ sein solle. Dabei betonte er die staatliche Aufgabe der Finanzierung; „ich will es nicht akzeptieren, daß eine solche private Initiative wie der Kunstverein dem Privaten überlassen bleibt“, meinte Schröder. Unter solchen Voraussetzungen spreche er sogar in einem Zehntspeicher, der Manifestation eines feudalen Systems. Tatsächlich ist mit der Kunstausstellung der Speicher für die bäuerlichen Abgaben zu seinem sinnhaften Gegenteil geworden: Ein Ort der Öffnung zur Allgemeinheit, ein Ort der Diskussion und der Verteilung, kein Hort. Auch kein Hort der Kunst, denn dafür ist diese viel zu widersprüchlich, zu bewegt und zu kräftig gehängt und gestellt. ….
Unstrittig ist, daß ohne die Hilfe von unterschiedlichsten Personen und Institutionen die Ausstellung im Kunstspeicher unmöglich gewesen wäre. All diesen Helfern galt der Dank von Andreas Graf von Bernstorff, der als Vorsitzender des Westwendischen Kunstvereins das Haus seiner Bestimmung übergab. ….
Daß es wirklich der umfassende Eindruck, das Zusammenwirken der unterschiedlichen Faktoren wie Gebäude und Umgebung ist, der aus der Speicherausstellung ein Ereignis macht, bestätigt sich rasch. Natürlich, Bilder und Objekte in solcher Vielzahl und ansprechender Qualität hat man in Lüchow-Dannenberg wohl noch kaum gehabt. Einen solchen Raum jedoch in solcher Landschaft, mit soviel Mut und Fingerspitzengefühl als Schauobjekt hergerichtet, wird es auch in weiterer Umgebung nicht noch einmal geben. ….
Unterstützung musikalischer Art gab es bei der Einweihung des Kunstspeichers durch die Gruppe „Tierra“, die spanische Musik und Flamencotanz bot. Sicher hatten es die Musiker nicht leicht, ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Schließlich gab es so viel zu sehen und zu begreifen. ….
Sollen nun noch die ausstellenden Künstler genannt werden, wie sie der Katalog verzeichnet. Es sind dabei: Gloria Brand, Uwe Bremer, Klaus Duschat, Werner Götz, Klaus Großkopf, Johannes Grützke, Peter Herbrich, Barbara Matuszek, Klaus und Monika Müller-Klug, Hannes Meinhard, Louis Niebuhr, Peter Pongratz, Jürgen Reichert, Gustav Reinhardt, Michael Schmidt, Hansi Sprenger und Rudolf Valenta.
Autor/-in:  Otto  Kiehn
Quelle:  Otto  Kiehn
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Feier • Kunst und Kultur
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Kommentare
gerd schröder 21.01.2024
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K.-D. Preuß 21.01.2024
Gibs das Ding noch? Damals war das mit dem Speicher der reinste Tanz ums goldene Kalb...
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