EJZ vom 2.11.1962:
Bildunterschrift:
"EINE NEUZEITLICHE VERLADEEINRICHTUNG ist auf dem Bahnhof Gollau errichtet worden. Mit einigen Handgriffen kann ein Rollwagen voll Zuckerrüben entladen werden."
Der Artikel dazu:
"30 Zentner Zuckerrüben im Netz
Rationelle Rübenverladung auf dem Bahnhof in Gollau • Genossenschaft baute Anlage
Gollau. Das Rationalisieren und Vereinfachen rückt auch in der Landwirtschaft immer mehr in den Vordergrund, einmal um fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen, zum anderen aber auch, um die körperlich schwere Landarbeit zu erleichtern. Die Nutzbarmachung der Technik kann hier in geeigneterWeise eine wertvolle Hilfestellung bieten. Diese Gründe und Überlegungen waren auch für die Erstellung der Rübenverladeeinrichtung auf dem Bundesbahngelände in Gollau ausschlaggebend.
Im Frühjahr fanden einige Vorbesprechungen über die Erstellung einer Verladeeinrichtung statt. Man erzielte zunächst einmal grundsätzliche Einstimmigkeit über den Bau einer Anlage. Schwieriger war dann schon die Frage, welche Art der Verladeeinrichtung gewählt werden sollte. Man entschied sich für die Netzverladung, weil die Anlage für diese Verladeart im Verhältnis zu einer Hebehühne und anderen Systemen relativ preisgünstig war. Die Genossenschaftsgründung sowie die Vergabe der Bauaufträge an die verschiedenen Lieferfirmen erfolgte im Sommer dieses Jahres. Dank der termingerechten Lieferung aller beteiligten Firmen war die Anlage bereits im September einsatzbereit.
Die Brücke der Verladeeinrichtung ist 9 Meter hoch und 7 Meter breit. Die Verladung erfolgt mit Netzen, die vor Aufladen der Rüben auf dem Hänger ausgebreitet werden. Jedes der drei auf dem Hänger ausgebreiteten Netze hat ein Fassungsvermögen von 25—30 Ztr. und eine Maschenweite von 160 mm. Die Garnstärke der Hanfnetze beträgt 14 mm, die der Perlonnetze 6 und 8 mm. Unter der Stahlbrücke werden die vollen Netze mit Hilfe eines Demag-Zuges aus dem Wagen gehoben und über dem Eisenbahnwaggon ausgeklinkt. Das Entladen eines Hängers kann in 5—10 Minuten erledigt werden.
Um ein Überschneiden verschiedener Betriebe beim Verladen zu vermeiden, sind mit der Zuckerfabrik entsprechende Vereinbarungen getroffen worden. Jedes Mitglied, das die Aufforderung zur Rübenverladung erhält, holt sich eine genügende Anzahl von den "Genossenschaftsnetzen", die im Bahnhof Gollau lagern. sa."
In der EJZ vom 2.8.1963 wird über die Erfahrungen mit dem Einsatz der Anlage berichtet:
"Verladeeinrichtung hat sich bewährt
Gollau. Ihre erste Generalversammlung hielt die Verladegenossenschaft Gollau in der Gastwirtschaft Boje unter reger Beteiligung der Mitglieder ab.Vorsitzender Werner Kaiser-Lüsen konnte in seiner Eröffnungsansprache auf ein erfolgreiches erstes Geschäftsjahr hinweisen. Die Verladeeinrichtung für Zuckerrüben auf dem Gollauer Bahnhof hat sich gut bewährt, erleichtert die Arbeit und hilft Kräfte einsparen, die in der Landwirtschaft immer knapper werden. Der Genossenschaft gehören 14 Zuckerrübenbauer aus dem Einzugsgebiet des Gollauer Bahnhofes an. Zur Ausnutzung der Verladekapazität ist die Anschaffung weiterer Verladenetze vorgesehen, so daß dann gut und gern bis zu 25 Betriebe bedient werden können. Anmeldungen nehmen Vorsitzender Kaiser-Lüsen und der neue Geschäftsführer Friedrichs-Gollau entgegen.
Dem Bericht des Geschäftsführers Sagert-Lüchow war zu entnehmen, daß für Verladeeinrichtung und Netze insgesamt 20.000 DM aufzuwenden waren. Bei der Kreissparkasse wurde ein Kredit von 7.000 DM aufgenommen. Die Bundesbahn beteiligte sich mit einer Beihilfe von 3.000 DM, aus Mitteln des Grünen Planes standen rund 2.000 DM zur Verfügung. Den Rest finanzierten die Genossen durch die Umladevergütung, die die Zuckerfabriken Uelzen und Meine für 5 Jahre vorstreckten, und die eingezahlten 153 Geschäftsanteile zu je 20 DM. Der Berechnung wurde das Lieferkontingent zu Grunde gelegt; wobei auf jeden angefangenen Doppelzentner Zuckerrüben ein Geschäftsanteil entfällt, der bei Austritten erstattet wird. Die laufenden Kosten sind mit 580 DM im Geschäftsjahr recht gering und umfassen auch alle Planungskosten.
Nach Genehmigung des Jahresabschlusses wurden Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig entlastet. Der Dank des Vorsitzenden galt dem scheidenden Geschäftsführer Sagert, der sich unermüdlich für das Zustandekommen der Genossenschaft einsetzte. Die satzungsmäßig ausscheidenden Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder Kaiser-Lüsen und Michaelis-Gühlitz wurden einstimmig wiedergewählt. Um die Instandhaltung der Anlage und ihre Säuberung kümmern sich in der kommenden Saison Marklewitz-Plate und Michaelis-Gühlitz. Die Schaltkästen am Verladegerät sollen mit einer Schutzvorrichtung versehen werden. Für die Unterbringung der Verladenetze hat die Bundesbahn ihren Güterschuppen kostenfrei zur Verfügung gestellt."
Gollau
Datum: 1. November 1962
Zeitraum: 1961 - 1970
Autor/-in:
Kurt
Schmidt
Bahnhof • Eisenbahn • Landwirtschaft
Archiv-ID: 55218